Ikone des Hl. Sava von Serbien
Das serbische Volk ist sehr kinderlieb. Mehrere Kinder zu haben, betrachten die Serben als einen großen Segen für die Familie.
Nemanja und seine Frau Ana hatten zwei Söhne und mehrere Töchter. Dann bekamen sie lange Zeit keine Kinder mehr, obwohl sie gerne noch weitere Nachkommen gehabt hätten. Sie begannen, Gott inständig zu bitten, sie mit einem dritten Sohn zu erfreuen, “der ein Trost für unsere Seelen, der Erbe der Herrschaft und unsere Stütze im Alter sein wird”.
Sie gelobten, dass sie fortan wie Bruder und Schwester zusammenleben würden und nicht mehr wie Ehemann und Ehefrau, wenn ihnen gewährt würde, worum sie baten. In seiner grenzenlosen Gnade schenkte der Herrgott ihnen einen Sohn. Dieser war wahrhaftig ein wunderbares Kind, schön anzusehen und intelligent. Bei der Taufe gaben sie ihm den Namen Rastislav, kurz Rastko.
Je mehr Rastko heranwuchs, desto mehr wurde er nicht nur von seinen älter werdenden Eltern geliebt, sondern auch von seinen nahen Verwandten und dem ganzen Staat. Die glücklichen Eltern betrachteten das Kind mit fürsorglicher Liebe und mit heiliger Wertschätzung, als sei es nicht von ihnen gezeugt, sondern vom Himmel gesandt worden. Besucher und viele andere sagten von ihm: “Dieses Kind wird ein neues Zeichen für die Welt sein.”
Als Junge wurde Rastko von den besten Lehrern erzogen, die seine liebenden Eltern für ihren Liebling finden konnten. Sowohl beim Lernen wie auch im Benehmen war er der Stolz und die Freude seiner Lehrer. Als er fünfzehn Jahre alt wurde, unterstellte ihm Nemanja eine Provinz, damit er Erfahrungen im Regieren und Verwalten sammeln konnte. Sein Vater teilte dem jungen Prinzen einige erfahrene Staatsmänner und Offiziere zu, damit diese ihn in die fürstlichen Pflichten und Kriegskünste einweisen konnten. Gleichermaßen teilte er ihm auch einige Söhne adliger Familien zu, damit diese ihm Gesellschaft beim Sport und Zeitvertreib leisteten.
Rastko folgte den Anweisungen der Älteren eifrig und aufmerksam. Er lehnte es nicht ab, einige der Freuden des Lebens mit seinen jungen Kameraden zu genießen, aber maßvoll, niemals übermäßig. Er lernte, den Wert der Erholung und des Sportes zu schätzen. Stets freundlich, offen und lebhaft, besucht er mit seinen Freunden öffentliche Spiele, ging auf die Jagd und insbesondere auch zu militärischen Übungen. Er beteiligte sich allerdings nie an ausschweifenden Vergnügungen, abendlichen Gelagen oder an maßlosem Essen und Trinken. Man sagte über ihn, er habe nie gelacht, aber stets gelächelt. Durch seine Enthaltsamkeit beschämte er oft seine ungezügelten Kameraden. Er verwies sie nicht durch Worte oder wütende Blicke; seine Lebensführung war Verweis genug für sie. Anstatt seine Freizeit nutzlos zu vergeuden, las er ernsthafte Pergamentschriften, zumeist über Religion und Geschichte, die sein Vater für ihn besorgt hatte. Regelmäßig nahm er an den kirchlichen Gottesdiensten teil, er betete, fastete und gab den Armen Almosen. Alle bewunderten seine kindliche Reinheit. Er war wegen seiner beispiellosen Großzügigkeit beliebt.
Die wertvollen Geschenke, die er von seinen Eltern und dem Volk erhielt, verteilte Rastko unter seinen Bediensteten, Lehrern und Freunden und behielt nichts für sich selbst. Schon in seiner frühen Jugend genoss Rastko es, tiefgründig und lange über den Glauben nachzudenken, was für junge Menschen ungewöhnlich war. Dies bedeutete jedoch nicht, dass er es nicht mochte zu arbeiten. Im Gegenteil, er war sehr fleißig und erledigte seine Pflichten sehr gewissenhaft. Nach der Arbeit jedoch, in seiner Freizeit, über die großen Mysterien des menschlichen Daseins und des Schicksals nachzudenken. Ein großer chinesischer Denker sagte einmal: “Arbeiten ist leicht, Denken ist schwer.”Demnach gibt es unter den Menschenkindern viel mehr Arbeiter als Denker. Der serbische Prinz war immer zur Arbeit bereit und neigte zum Nachdenken. Diese beiden angeborenen Eigenheiten brachten die weisesten und stärksten Persönlichkeiten in der Geschichte hervor. So war Prinz Rastko, Sohn des Nemanja, der sanfte Ast einer großen Eiche.
Aus dem Buch des Hl. Bischofs Nikolaj Velimirowić,
Das Leben des Hl. Sava