Eines der beliebtesten Feste unseres russischen orthodoxen Volkes, das den Schutz der Allerheiligsten Gottesgebärerin verherrlicht, ist historisch mit Ereignissen verbunden, die sich zu Beginn des zehnten Jahrhunderts in der Blachernae-Kirche am Stadtrand von Konstantinopel ereigneten.
Nicht nur einmal Mal wandten sich die Bewohner der Stadt, als der Feind sich ihren Mauern näherte, mit ihren Bitten an die Allerheiligste Gottesmutter, und nicht nur ein Mal hat die Gottesmutter ihre Bitten erhört. So entstand im Jahr 626 das bekannte Kondakion "Der siegreichen Herzogin", in dem die Himmelskönigin verherrlicht wird, die die Einwohner vor den Awaren beschützt hat. Im Jahr 860 belagerten noch ungetaufte Russen - die Fürsten Askold und Dir - die Hauptstadt des Byzantinischen Reiches. Patriarch Photios nahm das Gewand der Heiligen Jungfrau, das in der Blachernae-Kirche aufbewahrt wurde und tauchte es mit einem Gebet ins Wasser des Bosporus. Ein plötzlicher Sturm fegte die Flotte der Belagerer hinweg, und Askold und Dir nahmen, von diesem himmlischen Zeichen getroffen, den orthodoxen Glauben an und erhielten in der Taufe die Namen Nikolaus und Elias.
Etwas Ähnliches geschah im Jahr 910. Die Stadt war von einem feindlichen Überfall bedroht, denn die sarazenischen Mauren näherten sich den Mauern. In der Blachernae-Kirche versammelte sich das betende Volk. Während der allnächtlichen Vigilfeier sah der heilige Andreas (ein Slawe) die Allheilige Gottesmutter in der Luft stehen und ihren Schleier über die Betenden ausbreiten. Gott erhörte das Flehen der Mutter Gottes, der Beschützerin, denn die Feinde zogen sich überraschenderweise von den Mauern Konstantinopels zurück. Doch in der griechischen Kirche wurde dieses Ereignis, eine von vielen Erscheinungen der wunderbaren Hilfe der Allerheiligsten Gottesmutter, nicht mit einem besonderen Fest gewürdigt.
Zweieinhalb Jahrhunderte nach der Erscheinung der Gottesmutter in der Blachernae-Kirche von Konstantinopel wunderte sich der russische Fürst Andrej Bogoljubskij, dass ein so wunderbares Ereignis in der liturgischen Tradition keinen Niederschlag fand: “Denn als ich es hörte, dachte ich: Wie kann man solch erschreckende und zugleich barmherzige Erscheinung ohne ein Fest belassen. Ich wünsche, dass Dein heiliger Schutz nicht ohne Fest bleibt, o Gütigste.” Und vor allem dank seiner Fürsorge und Fürsprache wurde das Fest des Schutzes der Allerheiligsten Gottesgebärerin in Russland eingeführt und wurde schnell in den Kirchenkalender aufgenommen.
Die Frömmigkeit von Fürst Andreas, die wunderbare Schönheit des Festgeheimnisses verbunden mit dem aufrichtigen Wunsch der Himmelskönigin waren die Quelle für die Verbreitung des Festes “Schutz und Fürbitte der Allerheiligsten Gottesgebärerin” in ganz Russland. Zur gleichen Zeit entstanden in Russland viele Kirchen, die dem Fest “Pokrow” geweiht sind.
Troparion, 4. Ton:
Heut feiern strahlend wir Rechtgläubigen ein Fest * überschattet von deiner Ankunft, o Gottesmutter * und auf dein heilig Bild ergriffen schauend, rufen wir: * nimm uns unter deinen hehren Schutz! * Befreie uns von allem Übel * und bitt’ Christus, deinen Sohn, unsern Gott ** dass Er unsere Seelen errette.
Kondakion, 3. Ton, nach: Die Jungfrau:
Die Jungfrau erscheint heute in der Kirche, * und betet mit den Chören der Heiligen unsichtbar bei Gott für uns; * Engel und Hohepriester fallen ehrfürchtig nieder, * Apostel aber und Propheten frohlocken: ** denn um unseretwillen bittet die Gottesgebärerin den urewigen Gott.