Einst lebte in seinem Kellion ein Mönch namens Sisoe. Sein Herz war zutiefst der Liebe Gottes zugeneigt. In allem versuchte er, nach Gottes Gesetzen zu leben und niemals dem Herrn ungehorsam zu sein.
Eines Tages erreichte ihn die Nachricht, dass im benachbarten Kloster ein Altvater erkrankt war. Die Mönche sind sehr freundliche und fürsorgliche Menschen. Wenn einer der Brüder erkrankt ist, besuchen die anderen den Kranken, seine Freunde unterstützen ihn und lassen ihn niemals unbeachtet allein.
Als Sisoe die Nachricht über den Altvater hörte, wurde er sehr betrübt. Denn gerade zu dieser Zeit fastete er. Fasten ist, wie wir wissen, eine freiwillige Einschränkung im Essen und Trinken, um seine Seele zu reinigen. Gerade am ersten Tag seines Fastens hörte er von der Krankheit des Starzen. Also begann Sisoe mit sich selbst zu streiten, um eine Entscheidung zu treffen:
“Was soll ich tun? Wenn ich gehe, so wie es die anderen Brüder auch tun, werden sie mir zu essen geben. Mache ich mich aber heute nicht zu ihm auf den Weg, kann der Starez morgen schon gestorben sein und ich könnte mich nicht mehr von meinem Freund verabschieden, umso mehr der Altvater wirklich schwer erkrankt war.”
Doch Sisoe quälte sich nicht lange mit diesen Überlegungen, sondern kam zu folgendem Entschluss: “Ich gehe zu dem Kranken, aber ich werde nicht essen, wie sehr die Brüder mich auch nötigen werden.”
Und so tat er es. Noch am selben Tag lief er zum kranken Starez ins Kloster und ass nicht.
Auf diese Weise erfüllte Sisoe Gottes Gebot der Nächstenliebe und verletzte auch nicht die Regeln seines gottgefälligen Lebens.
Lasst auch uns in ähnlichen Situationen so handeln wie Altvater Sisoe und unser Fasten immer mit der Liebe zum Nächsten, zu allen uns nahestehenden Menschen verbinden. Insbesondere aber sollen wir uns um jene kümmern, die unserer Hilfe besonders bedürfen.