Einst lebte in Griechenland in einer Klosterzelle der Mönch Spiridon. Er war Schafhirte, doch war er auch so heilig, dass es ihm gewährt wurde, Hirte der Menschen zu werden. Spiridon wurde in einer Stadt auf Zypern, die Trimiphontes genannt wird, zum Bischof gewählt. Eine solch hohe Stellung bekleidend würden viele Menschen nicht mehr ihren gewohnten Tätigkeiten nachgehen. Man könnte zum Beispiel Bedienstete einstellen. Doch Spiridon besaß eine riesige Demut vor Gott und war mit Liebe zu Ihm ganz erfüllt, sodass er auch als Bischof fortfuhr, die Schafe zu hüten.
Eines Nachts, gegen Mitternacht, kamen heimlich Räuber zum Schafstall, um Schafe zu stehlen. Doch Gott, der über den Hirten wachte, beschützte auch die Schafe. Die Räuber waren durch eine unsichtbare Kraft im Schafstall gefesselt. Bei Sonnenaufgang kam der Hirte Spiridon zu seinen Schafen und als er die Räuber mit gefesselten Händen und Füssen erblickte, erkannte er sofort, was geschehen war.
Spiridon betete zu Gott, dankte Ihm für die Rettung der Schafe, die dem Bischof sehr lieb waren. Nach dem Gebet befreite der Hirte die Räuber. Spiridon war so mildherzig, dass er sie nicht ins Gefängnis werfen ließ, sondern begann sie sehr lange zu ermahnen und zurecht zu weisen, dass sie sich versündigt hatten und er versuchte, sie auf den rechten Weg zurückzubringen.
Er sagte zu ihnen: “Versucht durch ehrliche Arbeit euer Leben zu bestreiten, aber nicht durch Diebstahl und Räuberei.” Nach all diesen Belehrungen entließ Spiridon die Räuber und schenkte ihnen obendrein auch noch ein Schaf, indem er mit Liebe sagte: “Nur damit ihr nicht denkt, ihr hättet die ganze Nacht umsonst den Schafstall bewacht.”
Die Räuber hatten ganz und gar nicht erwartet, dass sich der Starez als ein so großherziger Mensch erweist. Sie dankten ihm und verübten fortan keine solchen Verbrechen mehr. Einer von ihnen wurde sogar Mönch, der andere aber wurde Hirte und erwarb sich eine kleine Herde.
Dies ist auch eine Lektion für uns, damit wir nach den Geboten Gottes leben, ehrlich arbeiten und uns so durch unseren Fleiß all unsere lebensnotwendigen Mittel erwerben.