Teestunde mit Klostermaus Lisa Teil 49

24 Oktober 2025

Klostermaus Lisa

Warum weinst du?

Der Altvater Bessarion liebte Gott über alles. Die Brüder sagten, dass sein Leben dem Leben der Vögel oder Fische oder anderer kleiner Lebewesen ähnelte. Er verbrachte die ganze Zeit seines Lebens ohne Sorgen und Nöte. Seine Seele wurde nicht durch den Wunsch, etwas auf dem Feld zu säen und Gemüse oder Früchte anzubauen, beunruhigt. Er strebte nicht danach, ein Dach über dem Kopf zu haben und er verspürte keinen Drang nach Zerstreuung. Er war völlig frei von weltlichen Sorgen. Er ernährte sich von der Hoffnung auf Gott, glaubte an Seine Allmacht und Stärke und dass Er ihm auf all seinen Lebenswegen helfen werde.

Wie ein Gefangener ertrug Bessarion die Armut. Oft verbrannten die alles verzehrenden Strahlen der Sonne seinen Körper. Der Starez befand sich stets unter freiem Himmel, hatte aber nicht immer etwas, um seine Blöße zu bedecken.

Es geschah eines Tages, dass Bessarion an einer Klostersiedlung vorbeikam. Er setzte sich ans Tor und begann sofort zu weinen und zu klagen. Die Mönche nahmen an, dass es ein Vagabund sei, der in der Welt herumzog. Da trat ein Bruder zu ihm und sagte mit Gefühl: “Warum weinst du? Wenn dir das Notwendigste fehlt, werden wir es dir geben, so viel du brauchst. Komm zu uns herein, teile mit uns das Mittagsmahl, stärke dich etwas.”

Altvater Bessarion

“Ich kann nicht unter einem Dach leben, solange ich nicht meinen Besitz wiedergefunden habe. Ich habe alles verloren, was ich einmal besaß. Ich fiel unter die Seeräuber, geriet in Seenot und habe schließlich auch meine Familienehre verloren. Aus einem angesehenen Mann machte der Herr einen verachteten Bettler.” antwortete Bessarion. Nach solch einer Geschichte zu Tränen gerührt, eilte der Bruder und brachte dem Altvater ein großes Stück Brot: “Nimm dies von uns! Aber Vaterland, Ehre und Reichtum, wovon du erzählt hast, wird dir Gott zurückgeben.” Nach diesen Worten des Mönches begann Bessarion noch mehr zu klagen und sagte. “Ich weiß nicht, Bruder, ob ich das finden kann, was ich suche. Jeden Tag befinde ich mich in tödlichen Gefahren. Ich habe keine Ruhe vor diesem Elend. Ich muss ein Leben führen inmitten ständigen Umherziehens, einer Wanderschaft durch die ganze Erde.”

Solch einen Lebensweg hatte sich der Starez Bessarion gewählt. Manchem mag dies schwierig, unerträglich erscheinen. Aber das ist nicht so. Unser Herr und Gott ist großmütig. Auf unserem Lebensweg werden uns viele Unannehmlichkeiten erwarten, aber dann werden wir am Ende auch die Belohnung erhalten.

Jedem von uns gibt der Herr ein Kreuz, das seiner Kraft entspricht. Ein Kreuz, das deine Kräfte übersteigt, gibt es nicht. Und wenn der Herr uns aufruft, unser Kreuz auf uns zu nehmen und Ihm zu folgen, das heißt Seine Gebote zu erfüllen, in allem Ihm zu gehorchen, geduldig alle Leiden zu ertragen in der Hoffnung auf Ihn, dann schenkt Er diesem Menschen auch die Kraft für das Tragen seines Kreuzes.

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