
Ein Kind, das seinen Vater liebt, wird sich häufig mit Fragen und Bitten um Hilfe an ihn wenden. Es erbittet vom Vater Ratschläge und erzählt, was es beunruhigt oder dankt für Geschenke. Genauso soll sich der Mensch Gott gegenüber verhalten, denn er vertraut Gott wie seinem leiblichen Vater, im Gebet bittet und dankt er Ihm. Der Mensch kann sich mit Gott beraten und Ihm seine innersten Geheimnisse anvertrauen.
Und Gott antwortet dem Menschen. Heilige Menschen erhalten nicht selten direkte, gesprochene Worte als Antwort von Gott. Bei den sündigen Menschen geschieht dies sehr viel seltener, aber auch sie erhalten Antworten, wenn nicht in Worten, dann durch das Leben selbst, durch das Zusammentreffen gewisser Umstände, beim Zuhören eines Gesprächs, beim Lesen der Heiligen Schrift oder durch die Entwicklung bestimmter Ereignisse kann Gott eine Antwort senden.

Aber solch eine Antwort kann auch das Gefühl sein, das sich während des Gebetes im Menschen manifestiert. Je mehr und besser sich der Mensch vervollkommnet, desto stärker wird seine Seele, desto ruhiger und froher wird es im Herzen und desto klarer wird der Verstand. Das alles sind Früchte des Gebetes. Das echte Gebet verändert den Menschen, erhebt ihn und vereint ihn mit Gott.
Deshalb bemühen sich die Christen oft zu beten: vor dem Zubettgehen und nach dem Erwachen, vor und nach den Mahlzeiten, vor Beginn einer jeden Beschäftigung oder Sache. Bei jeglicher Gefahr oder Zweifeln wendet sich der Christ in erster Linie an Gott, Der in jeder auch der schwierigsten Situation helfen kann.
In der Kirche gibt es eine große Anzahl schöner und weiser Gebete, diese liest und betet der Christ morgens und abends. Im Verlauf des Tages kann man sich dann mit einfachen, kurzen Gebeten an Gott wenden, z. B. “Hilf mir, Herr!”, “Herr erbarme Dich!” oder “Herr, verzeih mir!”, wenn man etwas Böses getan hat. Es ist auch gut häufiger dem Herrn zu danken: “Dank sei Gott für alles!”, “Ich danke Dir, Herr.”
Gute Freunde sprechen gern miteinander, aber wenn man länger nicht miteinander redet, hört man allmählich auf Freunde zu sein. So ist es auch beim Gebet. Es zeigt, inwieweit wir mit Gott befreundet sind. Je öfter du dich an Gott wendest, desto stärker wird die Verbindung mit Ihm.
Die Dämonen versuchen uns auf jede Art beim Beten zu stören, denn das Gebet ist unsere stärkste Waffe gegen sie. Je stärker unsere Verbindung mit Gott, desto weniger können sie uns schaden.
Einige Menschen beginnen zu zweifeln und fragen, warum Gott nicht alle Gebete erhört. Das Gebet wird dann nicht erhört, wenn wir um etwas bitten, das uns schaden könnte oder wofür wir noch nicht bereit sind. Dies ist ähnlich der Situation, wenn ein Kleinkind die Mutter bittet, einen heißen Topf zu berühren. Die Mutter liebt ihr Kind und verbietet es ihm. Doch das Kind versteht es noch nicht, dass es sich sehr weh tun kann und ist beleidigt, schreit und weint. Und so weiß auch Gott besser, was uns nützt und bewahrt uns vor Schaden, auch wenn wir etwas für uns Schädliches erbitten. Deshalb sollten wir stets mit Vertrauen zu Gott beten und anerkennen, dass Er am besten weiß, was für uns gut ist.
Meistens betet der orthodoxe Christ, indem er auf die Ikonen schaut, wenn dies möglich ist.