Heute erzähle ich Euch einige Episoden aus dem Leben der Heiligen Märtyrerin und Großfürstin Elisabeth. Sie handeln von einer Prinzessin, einer echten deutschen Prinzessin! Sie wurde nicht dadurch berühmt, dass sie bei weltlichen Bällen in teuren Kleidern glänzte. Elisabeth oder Ella, wie sie in ihrer Kindheit genannt wurde, schaffte es, dieses Leben in Würde und Heiligkeit zu führen. Auch nach anderthalb Jahrhunderten entscheiden sich viele Frauen, inspiriert von ihrem Beispiel, Schwestern der Barmherzigkeit zu werden. Ich möchte euch von ihr erzählen!
Elisabeth war die Tochter des Großherzogs von Hessen-Darmstadt und der Prinzessin Alice. Und Ellas Großmutter selbst war die englische Königin Victoria! Elisabeths glückliche und unbeschwerte Kindheit endete, als sie 14 Jahre alt war. Prinzessin Alice, ihre Mutter, starb und ihre ältesten Töchter mussten die Sorge um die Familie auf ihre zerbrechlichen Schultern nehmen. Schon damals dachte die junge Elisabeth nicht an den eigenen Schmerz in ihrer Seele, sondern an das Leiden anderer. Es ist zum Beispiel bekannt, wie rührend sie ihre Großmutter beruhigte, indem sie sie daran erinnerte, dass es für Christen keinen Tod gibt und ihre kostbare und geliebte Tochter (Ellas Mutter) jetzt bei Gott ist.
Zeit verging. Elisabeth wurde erwachsen. Viele junge Männer träumten davon, ihre Hand und ihr Herzen zu erobern. Doch die Prinzessin verliebte sich in den russischen Großfürsten Sergej Alexandrowitsch und wurde seine treue Frau und Gefährtin.
Sie waren sehr glücklich verheiratet. Das Fürstenpaar verbrachte viel Zeit in Kirchen und betete zu Gott. Sergej Alexandrowitsch war ein tiefgläubiger orthodoxer Mann. Das Fürstenpaar war voller Liebe und Mitgefühl, für alle Mittellosen und Unglücklichen …
Während des russisch-japanischen Krieges begann Elisabeth, Hilfe und Unterstützung für die Frontsoldaten und ihre Familien zu organisieren. Unter anderem sorgte sie sich um das Wohl der verwundeten Kämpfer und kümmerte sich persönlich um die Schaffung von Lazaretten und deren Ausstattung.
Und dann passierte das große Unglück... Großfürst Sergej Alexandrowitsch wurde bei einem Bombenanschlag umgebracht! Für Elisabeth Fjodorowna war dies gleichbedeutend mit ihrem eigenen Tod ... Nichts schien ihr inneren Frieden geben zu können. Die Prinzessin begann noch inbrünstiger zu Gott zu beten und schließlich sah sie den Weg, der für sie bereitet war! Sich in den Dienst anderer zu stellen, war das einzige, was ihren Schmerz lindern konnte!
Sie trennte sich für immer vom Luxus, und einen Teil gab sie für die Gründung des Martha- Maria-Klosters der Barmherzigkeit aus. Sie versuchte in ihrem Kloster, die Ärmsten und Bedürftigsten unterzubringen, indem sie ein Krankenhaus, ein Waisenhaus und eine Schule für Mädchen eröffnete. Erst jetzt legte die Großfürstin ihr Trauerkleid ab, aber nur, um es in die Gewänder einer Nonne zu verwandeln... Als sie die Barmherzigen Schwestern versammelte, die im neu eröffneten Kloster beten und arbeiten sollten, sagte sie: Ich steige mit euch auf in eine größere Welt, in die Welt der Armen und Leidenden.“
Es scheint, dass Elisabeth eine Person war, die den Weg zum Glück wirklich kannte!
An ihre Adoptivkinder Maria und Dmitrij schrieb sie einmal: „Glück besteht nicht darin, in einem Palast zu leben und reich zu sein. All dies kann verloren gehen. Wahres Glück ist das, was weder Menschen noch Ereignisse stehlen können. Ihr werdet es in Eurer Seele und in Eurer Selbsthingabe finden. Versucht, Eure Mitmenschen glücklich zu machen, und Ihr selbst werdet glücklich sein.“
Es gab damals in Moskau ein sehr gefährliches Viertel unweit des Klosters. Es hieß Chitrowka. Meistens lebten dort Landstreicher, Räuber, Diebe, versteckte Gefangene oder einfach arme Leute, die keine andere Bleibe fanden. Sie waren jedoch oft krank, und ihre Kinder brauchten Pflege. Die Großfürstin ging dorthin, ohne Angst zu haben, dass ihr Schaden zugefügt würde. Sie sagte den erstaunten Polizisten, dass ihr Leben in Gottes Hand liege.
Als sie nach Chitrowka kam, bat Elisabeth, dass man die Kinder, die in dieser schrecklichen Umgebung aufgewachsen waren, ins Kloster schicken sollte, um ihnen Unterkunft, Nahrung und eine gute Ausbildung zu geben.
Das stets freundliche, nie verurteilende “Große Mütterchen” liebten alle sehr. Selbst die eingefleischtesten Schurken begannen ein neues Leben und erkannten die Schönheit des Christentums.Da gab es folgenden Vorfall. Elisabeth trug eine sehr schwere Tasche mit Lebensmitteln und Geld für die Armen, und als sie Chitrowka betrat, wandte sie sich an den erstbesten Mann, der ihr begegnete, und bat ihn, ihr zu helfen, die Tasche zum Kloster zu tragen. Alle begannen zu schreien, dass dieser Mann ein echter Dieb sei und er würde sicherlich die Tasche stehlen und das Geld vertrinken. Aber das störte die Großfürstin nicht.
Sie hat immer versucht, nur das Gute im Menschen zu sehen! Und dieser Mann war so bewegt von ihrem Vertrauen, dass er um eine Arbeit im Kloster bat und gleichzeitig versprach, nie wieder zu stehlen! So wurde er Hilfsgärtner im Kloster ...
Die heilige Elisabeth eröffnete auch ein Krankenhaus für arme Menschen, die an Tuberkulose litten. Damals starben viele Menschen an dieser Krankheit, aber auch hier hat das “Große Mütterchen” ohne Angst vor einer Ansteckung die leidenden Patienten getröstet und unterstützt!
Die heilige Elisabeth war in allem ein Vorbild für die Schwestern des Klosters. Außerdem war das “Große Mütterchen” ungewöhnlich bescheiden und demütig. Ich werde Euch eine urkomische Episode erzählen, die ein sehr klarer Beweis dafür ist. In einem Haus für Waisenkinder bereitete man sich auf die Ankunft ihrer Wohltäterin, der Großfürstin Elisabeth, vor. Den Kleinen wurde beigebracht, dass sie bei der Begrüßung als Zeichen des Respekts ihre Hand küssen sollten. Die Kinder verstanden alles auf ihre eigene Weise, und als die Großfürstin die Schwelle ihres Hauses überquerte, streckten sie ihr ihre winzigen Hände entgegen und sagten freudig: „Küss die Hände!“ Sie können sich vorstellen, wie verängstigt die Erzieherinnen der Mädchen waren!
Hat man jemals gesehen, dass sich einige Waisenkinder so gegenüber einer Großfürstin benehmen? Aber das “Mütterchen” fing zu weinen an, als sie die kindliche Naivität sah, und ... beugte sich zu jedem der Kleinen hinunter, um ihnen die Hände zu küssen.
Es wird Euch wahrscheinlich nicht überraschen, dass die Großfürstin Elisabeth Fjodorowna als Heilige verherrlicht wurde, und jetzt feiert die orthodoxe Kirche ihr Gedenken am 18. Juli. Viele christliche Frauen verbringen diesen Tag damit, sich um ihre Nächsten zu kümmern und das Beispiel des Heiligen nachzuahmen ...