Am Waldrand, genau hinter der Eiche, deren Wipfel sanft den Himmel berührt, lebt in einer Felsspalte die Eule Anfisa. Tiere fragen sie ab und zu um Rat, denn es gibt wohl niemanden, der klüger ist als Anfisa!
„He, Elster, was glitzert da in deinem Schnabel?“ - fragte die Eule eines Tages ihre Nachbarin.
„Ky-kysch ky-ky ky-ky“, murmelte die Elster. Darauf setzte sie sich auf einen Ast und platzierte vorsichtig einen winzigen Ring neben sich: “Ich sag’s ehrlich, ich habe das Schmuckstück dem Häschen gestohlen.” Anfisa schaut sie an, aber die Nachbarin strahlt vor Freude.
"Wann hörst du auf zu stehlen, du Schamlose?" schnaubt Anfisa bedrohlich.
Aber die Elster ist längst davongeflogen, um ihren Schatz zu verstecken ...
Die Eule überlegte und überlegte, wie sie der Übeltäterin eine Lektion erteilen könnte, und beschloss dann, sich an den Bären zu wenden: „Hören Sie, Prokop Prokopowitsch, ich muss geschäftlich mit Ihnen reden. Nehmen Sie die Truhe mit dem gestohlenen Reichtum der Elster. Mir ist schon lange aufgefallen, in welcher Lichtung sie ihn versteckt. Nur ich allein kann sie nicht heben. Die Eule hat sie über die Jahre bis zum Rand gefüllt!”
“Was soll ich damit tun?”, Bär Klumpfuß kratzte sich am Hinterkopf.
„Nichts“, kicherte Anfisa die Eule, „lass sie vorerst in deiner Höhle stehen…”
Weniger als eine Stunde später wirbelte die Elster den ganzen Wald auf. “Hilfe! Räuber! Bösewichte!”, rief sie laut und kreiste über der Lichtung.
Hierauf sagt Anfisa zu ihr: „Siehst du, Nachbarin, wie unangenehm es ist, ausgeraubt zu werden?” Daraufhin bedeckte die Elster ihre Augen vor Scham mit den Flügeln und schwieg.
Die Eule aber belehrt uns alle:
Was dir selbst verhasst ist, das mute auch einem anderen nicht zu! (Tob 4, 15)
Seitdem nahm die Elster niemandem mehr etwas weg. Die Tiere, die sich über die wieder gefundenen Sachen freuten, gaben ein riesiges Festmahl in Prokop Prokopowitschs Höhle, und Bär Klumpfuß kann sie bis zum heutigen Tag noch nicht nach Hause schicken...