Briefe an meine geistlichen Kinder. Teil 10

22. Dezember 2021

Briefe an meine Geistlichen Kinder

IGUMEN NIKON (WOROBJOW)

Briefe an Menschen in Kozelsk, die einen monastischen Weg gewählt haben

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Aus den Briefen habe ich erfahren, dass du mit der eigenen Schwester oft keinen Frieden halten kannst und dass du manchmal keinen Ausweg mehr siehst. Und es ist höchste Zeit, dass du und besonders Marischa verstehen, dass es einen Teufel und Dämonen gibt, die aus ihrer extremen Bosheit heraus jeden Menschen auf jede erdenkliche Weise vernichten wollen. Wie machen sie das? Folgendermaßen: sie versuchen, auf die Leidenschaften eines Menschen so einzuwirken und sie so weit zu schüren, dass sie ihn umbringen.

Wer zum Beispiel gerne trinkt, den zwingen die Dämonen immer mehr zu trinken, sie versuchen ihn zum Rauschtrinken, zu Schlägerei, Mord und Selbstmord zu treiben und ihn dadurch für immer zu vernichten. Einige Dämonen lehren zu stehlen, andere führen ganz subtil zu Arroganz, Eitelkeit, Stolz und schließlich zu geistlicher Überheblichkeit, und so versuchen sie zu töten. Auf vielerlei Weise suchen sie den ewigen Tod des Menschen zu verursachen.

Genauso versuchen die Dämonen, dich und Marischa oder zumindest eine von euch zu zerstören. Wie versuchen sie dies zu tun? Das weißt du selbst am besten. Die Dämonen schüren zwischen euch Streit, entflammen eure Leidenschaften bis zu dem Punkt, an dem ihr bereit seid, aufeinander einzuschlagen. Sie verstören euch und verdunkeln eure Gedanken bis zu dem Punkt, dass es besser ist, sich zu erhängen, als so weiter zu leben. Wenn du (oder jemand anderes) diesen Gedanken auch nur für eine Weile nachgibst, dann werden die Dämonen mit größerer Macht, das heißt mit Hilfe anderer, noch mächtigerer Dämonen (sieben andere, die noch boshafter sind als sie selbst, wie es im Evangelium heißt) versuchen, den Selbstmordgedanken häufiger und stärker aufkommen zu lassen. Wenn ein Mensch diesem teuflischen Gedanken nicht mit aller Kraft widersteht, sondern auch nur ein wenig zustimmt, dann können die Dämonen mit Gottes Duldung mittels Leidenschaften, Unbußfertigkeit und Zorn einen Menschen ersticken, ein Seil oder sogar ein Handtuch geben und ihm helfen, Selbstmord zu begehen.

Katja, denke in einem ruhigen Moment darüber nach, in welchen verfinsterten Zustand der Seele du kommen kannst, damit du wegen ein wenig Kummer im Dieseits in ewige, schreckliche Qualen gerätst. So schwer es auch hier ist, auch wenn wir Tausende von Jahren in schwerem Leiden auf der Erde gelebt haben, es wird immer noch irgendwann aufhören. Aber in der Hölle hat die Qual nie ein Ende.

Jetzt stelle dir einmal folgendes Bild vor: Eine Gruppe von ganz üblen Banditen, etwa hundert Mann, würden dich im Wald überfallen und den ganzen Tag mißhandeln. Wie würdest du dich dabei fühlen? Hiervon würdest du wenigstens durch den Tod befreit werden können. Aber der Selbstmörder fällt in die Hände von Dämonen, die tausendmal schrecklicher, furchtbarer, ekelhafter als alle Banditen sind. Er ist ihrer ganzen Willkür und ihren Gräueltaten unterworfen. Und außer diesem gibt es dann noch das nie verlöschende Feuer und den Wurm, der niemals schläft. ... Und diese Qualen werden kein Ende nehmen ... Was für ein Grauen! Und wegen Kleinigkeiten in einen solchen Zustand zu kommen, weil Marischa schlecht oder böse ist, dies oder das nicht will, weil sie etwas nicht so und so tut oder dich irgendwie beleidigt hat. Wenn ihr solche Kleinigkeiten nicht ertragen könnt, wieso hast du dann keine Angst vor den Höllenqualen?

Du sagst, dass du in diesen Momenten an nichts anderes denken kannst, als, dir die Schlinge umzulegen. Du sagst die Wahrheit, dass du an nichts anderes denkst. Du vergisst Gott genauso wie zukünftige ewige Qualen. Dies ist wieder die List der Dämonen und ihre Wirkung auf die Seele des Menschen.

Wo der Herr ist, ist Frieden, Licht, Vernunft, Freude. Wo der Teufel ist, herrscht Unordnung, Dunkelheit der Seele, Trübung des Verstandes, Verzweiflung, Bereitschaft, Böses zu tun.

Das habe ich dir schon oft gesagt. Außerdem warne ich dich noch ein letztes Mal. ​​Gib dem Teufel nicht die Hand! Bete zu Gott und bitte in einer ruhigen Minute, dass er dich erleuchtet und den Dämonen keine Macht über dich gibt. Der Herr wird dich beschützen, wenn du nicht selbst in die Hölle fährst. Erinnere dich an Judas. Er erlaubte dem Teufel, in sein Inneres einzudringen und starb einen schrecklichen Tod. Er ging in die ewige Qual ein, auf den Grund der Hölle.

Katja, scherze nicht bei solchen Angelegenheiten. Finger weg von diesen Gedanken. Möge der Herr dir helfen, das Geschriebene zu verstehen und den Hände der Dämonen sowohl hier als auch im zukünftigen Leben zu entkommen. Nachdem du hier ein wenig gelitten hast, trittst du dann in das Reich Gottes ein, in die ewige Freude und Glückseligkeit. Amen.

Ich wünsche dir körperliche und seelische Gesundheit.

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Friede sei mit dir und Erlösung von unserem Herrn Jesus Christus!

Es ist an der Zeit, dass du verstehst, dass der Feind niemanden in Ruhe lässt, der nach Erlösung verlangt, und daher wird der Kampf gegen ihn bis zum Tod nicht aufhören. Niemand kann ihn aus eigener Kraft überwinden. Um das Werk des Teufels zu zerstören, kam der Herr auf die Erde. Er kämpft gegen den Teufel und die Sünde zusammen mit jenen, die auch immer Ihn um Hilfe bitten. Auch der Mensch muss mit all seiner Kraft der Sünde und dem Teufel widerstehen und als Waffe die vom Herrn, den Aposteln und den Heiligen Vätern empfohlenen Mittel verwenden. Für die Orthodoxen sind Waffen gegen den Teufel: Fasten, Gebet, Nüchternheit, Demut. Ohne Demut hilft keines dieser Mittel, und der Herr hilft dem Hochmütigen und Stolzen nicht, und er wird unweigerlich in die verschiedenen Netze des Feindes fallen.

Wer den Feind besiegen, sich von Leidenschaften befreien will und ihn nicht mit den vorgegebenen Waffen bekämpft, wird offensichtlich nicht siegreich sein. Je sanftmütiger und demütiger ein Mensch ist, desto eher wird er den Feind besiegen. Dazu muss man hinzufügen, dass heimlicher Groll die Kraft des Gebets zerstören, denn der Herr nimmt kein Gebet von einem Menschen an, der mit seinen Nächsten im Streit liegt oder eine Abneigung gegen ihn hegt. Ein solcher Mensch muss zuerst zur Versöhnung bereit sein. Und ohne das von Gott angenommene Gebet, wird der Mensch allein sein. Folglich wird der Feind ihn vollständig überwinden. Wer richtig kämpft, überwältigt den Feind nicht sofort. Dies erfordert Zeit und Geduld. Kämpfe richtig, versuche mit allen in Frieden zu sein, gewöhne dich an Nüchternheit und das unaufhörliche Gebet. Demütige dich vor Gott und den Menschen, dann wirst du die Riesen einen nach dem anderen stürzen und dich aus der Gefangenschaft der Sünde befreien.

Kein einziger Beichtvater wird sich gegenüber einem Menschen, der aufrichtig seine Sünden bereut, wie auch immer sie aussehen, nicht schlechter verhalten, Dies ist eine List des Feindes, damit der Reumütige seine Sünden verbirgt und keine Vergebung erhält. Im Gegenteil, wenn der Beichtvater ein gläubiger Mensch ist, wird er anfangen, sich besser zu verhalten, dies ist ein geheimnisvolles Charakteristikum der Beichte.

In Bezug auf Ihre Tante und andere müssen Sie sich an die Regel erinnern: Tragen Sie die Lasten des anderen und erfüllen Sie so das Gesetz Christi.

Erdulde alle Vorwürfe und Beschimpfungen und Verleumdungen, seien sie richtig oder falsch, denn sie sind nützlich. Sie reinigen die Seele von Sünden und tragen zum Wachstum in der Demut bei, wenn du nicht dagegen arbeitest. Sprich wie der Räuber: Was unseren Taten entspricht,erhalten wir, gedenke meiner, o Herr, in Deinem Reich.

Man wird keine Nonnen abholen, außer vielleicht die, die eine lange Zunge haben. Mögen sie diese im Zaume halten, wenn sie nicht hinter Gittern enden wollen.

Trenne dich von der Welt und ihrer Eitelkeit! Verzeihe allen, bewahre den Frieden mit allen! Bleibe mehr zu Hause und sei nicht untätig, sondern bete oder psalmodiere! Lies ein wenig, tue das Notwendige mit dem Jesusgebet und mit der Erinnerung an Gott. Bereue, beklage vor Gott all die unzähligen Sünden, und der Herr wird dir alles vergeben und dich in das ewige Leben und die Glückseligkeit aufnehmen. Verzeih mir.

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